Das Riesenrundgemälde in 2 x 1365 Einzelteilen
Fragt man Innsbruckerinnen und Innsbrucker nach dem „Tirol Panorama“, kann es passieren, dass man zunächst in verständnislose Gesichter blickt. „Ach so, das Riesenrundgemälde!“, heißt es dann, wenn sich diese aufhellen. Dieser Name stand auf dem Gebäude, wo das Gemälde von 1906 bis 2010 beheimatet war. Und tatsächlich macht der alte Name gleich viel greifbarer und vorstellbarer, worum es sich handelt, finde ich ich: nämlich ein riesiges, rundes Gemälde. Damit wäre auch schon die fotografische Herausforderung benannt. Auf über 1.000 Quadratmetern stellt das Panorama die dritte Schlacht am Bergisel der Tiroler Aufständischen gegen die bayerische und französische Armee dar.
Nun brauchten die Tiroler Landesmuseen zur Dokumentation hochauflösende und perspektivisch entzerrte Panoramafotos dieses außergewöhnlichen Gemäldes. Was einfach klingt, ist eine äußerst komplexe Aufgabe. Diese vertrauten mir Dipl.-Rest.in(univ) Laura Resenberg, Leiterin der Restaurierung, und Dr.in Sonia Buchroithner, Leiterin des Tirol Panorama, an.
Fotografieren in mondloser Nacht
Ein Gemälde, wie wir es kennen, ist auf einen rechteckigen Keilrahmen gespannt und flach. Das Riesenrundgemälde ist im Kreis aufgehängt. Die ist aber nun kein einfacher Zylinder, sondern ein Hyperboloid. Klingt kompliziert? Das ist es auch! Ein Hyperboloid lässt sich beschreiben als Zylinder mit schlanker Taille. Die extreme Verzerrung, die optisch die perfekte Panorama-Illusion erzeugt, muss fotografisch „aufgelöst“ werden, um das Gemälde auf den Bildschirm zu übertragen.
Ich machte mich also auf zum Bergisel ins Tirol Panorama, die neue Heimat des Riesenrundgemäldes, und stellte mich Andreas Hofers Herausforderung, die detailreiche Mammutaufgabe zu bewältigen. Zwei mal 1.365 Fotos habe ich aufgenommen, in zwei mondlosen Nächten. Nein, der Bergisel-Mythos ist mir nicht zu Kopf gestiegen. Das war nötig, um jegliche variablen Lichteinflüsse auszuschließen. Im ersten Durchlauf machte ich 1.365 Aufnahmen mit dem dort installierten Koordinatensystem als Referenz. Im zweiten wiederholte ich die Fotos noch einmal, um ein digitales Koordinatensystem auf den reinen Bildträger legen zu können.
Die Mühe hat sich gelohnt. Nicht nur, um ein außergewöhnliches Gemälde zu dokumentieren und der Nachwelt für immer zu erhalten. Auch, weil es die Augen öffnet für unzählige tolle Details, wenn man ein einziges Gemälde in 1.365 Teile zerlegt und jedes davon genau unter die „Linse“ nimmt.