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Am Balkon des Goldenen Dachls

Fresken-Goldenes_Dachl_Innsbruck
Fotografie der Fresken am Balkon des Goldenen Dachls

Als Fotograf habe ich oft das Glück, Orte zu besuchen, die nicht immer so leicht zugänglich sind. Auf den Balkon des Goldenen Dachls dürfen inzwischen keine BesucherInnen mehr, einen der Gründe dafür sieht man auf den Detailfotos leider nur allzu gut. Umso wichtiger war es dem Museum Goldenes Dachl, die Fresken möglichst genau zu dokumentieren. Seit dieser Aufnahme gehe ich mit anderen Augen durch die Innsbrucker Altstadt. Wenn es der Lichteinfall erlaubt, ist die Freude, eines der Gesichter auch von unten zu sehen immer besonders groß. Ansonsten lohnt sich ein Besuch im Museum natürlich immer. Durch geschickt aufgestellte Spiegel können die Interessen der BesucherInnen und des Denkmalschutzes wunderbar zusammengebracht werden.

Die Wand von ca. 3×4 Metern aus einer Entfernung von einem knappen Meter unverzerrt zu fotografieren, war wohl -neben den wechselnden Beleuchtungsverhältnissen- die größte Herausforderung. Mit einer Kombination aus verschiedenen Panorama-Fotos ist aber eine maßstabsgetreue Abbildung der Wandmalereien gelungen. Dass diese Technik nur für zweidimensionale Objekte funktioniert, lässt sich schön an der unnatürlichen Verzerrung der kleinen Figuren am Beginn der Spitzbögen beobachten.

Nachfolgende Details sind alle dem Foto der Gesamtansicht entnommen. Wer die dargestellten Personen auf dem Balkon des Goldenen Dachls tatsächlich waren, ist eines der vielen Rätsel, die Innsbrucks Wahrzeichen nach wie vor aufgibt – egal wie oft es schon fotografiert wurde. Einen kurzen kunsthistorischen Überblick gibt es im tollen Blog Innsbruck erinnert sich.

Detail der Fresken am Balkon des Goldenen Dachls
Detail der Fresken
Detail der Fresken
Detailfoto der Fresken unter dem Goldenen Dachls

pure11

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Werbefotografie-Innsbruck

Was mich an meiner Arbeit immer wieder fasziniert, sind die tiefen unf oft unerwarteteten Einblicke in die Tiroler Wirtschaft. MED-EL zum Beispiel – ein weltweiter Technologieführer „born and raised“ in Innsbruck. Ein beeindruckendes Unternehmen und außerdem Vorzeigekunde eines weiteren interessanten Betriebs: einem der führenden Reinraumhandelsunternehmen – pure11!

Werbefotografie-Innsbruck

Wie, noch nie gehört? Und was soll das überhaupt sein, Reinraumhygiene? Wie gesagt: Meine Arbeit als Industriefotograf beschert mir oft unerwartete Einblicke, und das ist genau das Schöne daran. „Reinraum“ klingt natürlich im ersten Moment nicht unbedingt prickelnd – aber da haben Sie Gitte Hansen, die Geschäftsführerin von pure11 noch nicht kennengelernt. Bei dem Auftrag deren Produkte sozusagen „in action“ bei MED-EL zu fotografieren, hatte ich nicht nur die Freude, mich von Ihrer Begeisterung für das Thema anstecken zu lassen, sondern auch, mich fotografisch auszutoben: Weiß in Weiß, Licht, Glanz, Glätte. Kein Staubkorn, nicht auf der Linse, nicht auf den Flächen – eine futuristisch anmutende Umgebung. Es war ein Vergnügen, diese in Bildern zu bannen! Doch sehen Sie selbst …

Das Riesenrundgemälde in 2 x 1365 Einzelteilen

das_Tirol-Panorama
das_Tirol_Panorama

Fragt man Innsbruckerinnen und Innsbrucker nach dem „Tirol Panorama“, kann es passieren, dass man zunächst in verständnislose Gesichter blickt. „Ach so, das Riesenrundgemälde!“, heißt es dann, wenn sich diese aufhellen. Dieser Name stand auf dem Gebäude, wo das Gemälde von 1906 bis 2010 beheimatet war. Und tatsächlich macht der alte Name gleich viel greifbarer und vorstellbarer, worum es sich handelt, finde ich ich: nämlich ein riesiges, rundes Gemälde. Damit wäre auch schon die fotografische Herausforderung benannt. Auf über 1.000 Quadratmetern stellt das Panorama die dritte Schlacht am Bergisel der Tiroler Aufständischen gegen die bayerische und französische Armee dar.

Nun brauchten die Tiroler Landesmuseen zur Dokumentation hochauflösende und perspektivisch entzerrte Panoramafotos dieses außergewöhnlichen Gemäldes. Was einfach klingt, ist eine äußerst komplexe Aufgabe. Diese vertrauten mir Dipl.-Rest.in(univ) Laura Resenberg, Leiterin der Restaurierung, und Dr.in Sonia Buchroithner, Leiterin des Tirol Panorama, an.

Fotografieren in mondloser Nacht

Ein Gemälde, wie wir es kennen, ist auf einen rechteckigen Keilrahmen gespannt und flach. Das Riesenrundgemälde ist im Kreis aufgehängt. Die ist aber nun kein einfacher Zylinder, sondern ein Hyperboloid. Klingt kompliziert? Das ist es auch! Ein Hyperboloid lässt sich beschreiben als Zylinder mit schlanker Taille. Die extreme Verzerrung, die optisch die perfekte Panorama-Illusion erzeugt, muss fotografisch „aufgelöst“ werden, um das Gemälde auf den Bildschirm zu übertragen.

Ich machte mich also auf zum Bergisel ins Tirol Panorama, die neue Heimat des Riesenrundgemäldes, und stellte mich Andreas Hofers Herausforderung, die detailreiche Mammutaufgabe zu bewältigen. Zwei mal 1.365 Fotos habe ich aufgenommen, in zwei mondlosen Nächten. Nein, der Bergisel-Mythos ist mir nicht zu Kopf gestiegen. Das war nötig, um jegliche variablen Lichteinflüsse auszuschließen. Im ersten Durchlauf machte ich 1.365 Aufnahmen mit dem dort installierten Koordinatensystem als Referenz. Im zweiten wiederholte ich die Fotos noch einmal, um ein digitales Koordinatensystem auf den reinen Bildträger legen zu können.

Tirol_Panorama-Foto
Tirol_Panorama-Raster

Die Mühe hat sich gelohnt. Nicht nur, um ein außergewöhnliches Gemälde zu dokumentieren und der Nachwelt für immer zu erhalten. Auch, weil es die Augen öffnet für unzählige tolle Details, wenn man ein einziges Gemälde in 1.365 Teile zerlegt und jedes davon genau unter die „Linse“ nimmt.